Bullenprämie


Moin! Jetz gibt’s wieder ne Bullenprämie. Nä, kein Kindergeld. Die Bauern kriegen ne Prämie dafür, dasse ihn Bullen Löcher in die Ohren bohr. Glaubst du nich, is abers so. Weil: Sonen Bullen füttern, bringt ja überhauts kein Geld ein, wie alles inne Landwirtschaft. So, wie kommt man abers an die Mücken ran? Ganz klar: vonne EG. Du kannst also für jeden Bullen in'n Stall 94 Mark kassieren. Damit die Viecher abers nicht steinalt gemästet wern un in ihrn Leben zigmal für ne Prämie herhalten müssen, mußt du jen Bullen mitte Zange entwerten, genau wie ne Farhkarte.

Kattmeiers Willi, der hat wohl 60 Dinger in sein Stall, gestern wollte er mit seine Frau die Löcher in die Ohren kneifen, ja, hat er auch geschafft: Mußt mal sehen, das linke Ohr von Wilma, 15-Millimter-Loch — genau EG-Norm. Hab ich ihn gefragt, ob er seine Frau jetz auch für die Prämie angemeldet hätte — ich meine. 94 Mark is auch Geld, un so gnadenlos harmonisch is die Ehe von Willi nu auch nich, wo er ja immer bei Gustav in'n Lindenkrug rumhängt. Da hamse übrigens gestern erzählt, daß Borgmöllers Karl auch seine Frau gelocht hätte, als die beide in'n Bullenstall warn un ihn die Zange abgerutscht ist.

Du. ich sag dir, das sieht verdammt so aus, als ob hier alte Rechnungen beglichen wem unter den Vorwand, ja, die Bullen warn so wild, un da könnt das schon mal passiern, daß man aus Versehn - du kennst das ganze Gesülze ja. Abers ich sag dir, wenn inne nächste Woche hier die Hälfte Frauen aus Plattengülle mit Löcher inne Ohm rumläuft, dann glaub ich nich mehr an Zufall.

Oh, guck. da hinten kommt Feldkötters Heinrich. Was denn mit den los — rechtes Ohr in'n Verband. Da sieht man doch gleich, wer in der Familie die Hosen anhat. Sag ich ja, sone EG-Verordnung bringt manches ans Licht. So, jetz muß ich abers weg. Linse Oma hat gesagt, ich soll ihr bein Ohrnlochen in'n Bullenstall helfen. Hoffentlich is sie nich mehr sauer, weil ich gestern aus Versehn über ihm Schaukelstuhl gefahrn bin mitn Trecker.

Egal, bald weiß ich ja Bescheid. Munter bleiben!


Autor: Dietmar Wischmeyer / FRÜHSTYXRADIO