Nix mehr wie Früher


Moin. Nu sind die Zonis total durchgedreht, da bleibt ja kein Stein mehr aufn annern. Erst schaffen se den Stechschritt ab, nu auch noch die Militärparaden, nächstes Jahr gibts Zivildienst . . . Ich frag mich, wer, zun Deubel, eigentlich noch Deutschland verteidigen soll, wenn der Ami angreift. Und dann soll auch noch der Trabi, das Heldenauto der DDR, runderneuert werden mitn richtigen Motor aus Wolfsburg — das ja wie Lanz mit Katalysator, da is ja die ganze Identität zum Herrn. Da is nix mehr wie früher inne Zone.

Für die Zonis selbst mach das einige Vorteile bringen, so ohne Stasi, dafür aber mit Südfrüchte. Abers kein Mensch denkt an uns. Ker, was ham wir uns doch früher immer beölt vor Lachen über die Knalltütenrepublik, wo sich die klapprigen Staatsratsheinis gegenseitig das Lametta umme runzlige Birne hängen. Das war doch alles total zun Schießen da, erssma die Zonengrenze, is ja kla, abers auch die Typen mit ihre Skailederfummel und die Alumünzen. Und was ham wir schon gelacht an'n Fernsehgerät, wenn Honecker sein Parteitagsmist runtergesülzt hat. Unse Zone, das war sozusagen unser Disneyland, nä: Sah alles assrein aus wie vorn Krieg, total durchgedrehte Komiker anne Regierung, un die Hauptdarsteller waren schön eingesperrt, daß die einen zun Beispiel kein Parkplatz wegnehmen konnten. Un nu soll das alles vorbei sein?

Wo sollen wir denn nu unse alten Filme drehen, wo sollen wir denn jetz unsere gebrauchte Rheumawäsche hinschicken? Wo solln wir denn mit unse dicken Benze rumgurken un angeben wie drei Kilo Katzenscheiße?

Ja, inne Zone war das immers assrein. Jetz machen die gierigen DDR-Fritzen uns unse Zone kaputt — echt gemein! Warts ab, morgen hamse auch noch die SED abgeschafft oders zumindest nen neuen Namen verpaßt. Ich würd ja vorschlagen, weil die SED-Fritzen ja anstandhalber alle inne Zone bleiben, dasse die in'n Gegensatz zu die Republikflüchtlinge ab nächst Jahr einfach Republikaner nennen. Dann kriegen se immerhin noch sieben Prozent der Stimmen beie Wahl in Mai.


Autor: Dietmar Wischmeyer / FRÜHSTYXRADIO