Weihnachtgeschichte


Verdammtes Dreckswetter. Un ich steh hier un komm nich weg, Lanz is auch schon ausgegangen. Ich sag dir, nen Wetter wie an Weihnachten. Hab ich dir eigentlich schon die Geschichte erzählt von Weihnachten? Nich? Gut!

Du, das rattenlange her un auch gar nich hier bei uns passiert, nee, da unten bei die Verrückten, die sich immers noch mit Waffengewalt unnerdrücken, als ob das keine Leichtlohngruppen gäbe - abers das ne annere Geschichte. Also in Palästina is der ganze Kram losgegangen. Das war nu abers besetzt vonne Russen, un die hatten einen Kaiser, der hieß Augustus, un der wollte die beknackte Planwirtschaft auch in Palästina einführn. Dafür mußte er abers schätzen, wieviel Knalltüten er bei sich wohnen hatte. Hast du das gehört — »schätzen«, nä, da merkt man doch gleich den kommunistischen Schlendrian, nich fein ausrechnen, »schätzen«.

So, nu is das Problem folgendes: Wenn du die genaue Zahl vonne Leute ham wills, mußtu ja bloß den Gemeindekalfaktor von ein Haus zun annern schicken, un der zählt nach, wieviel Trantüten da rumhängen — genau wie bei de Schweinezählung für die Maul- und Klauenseuche-Kasse. Willstu die Zahl abers bloß man schätzen, dann funktioniert das so nich, weil du ja, ob du wills oders nich, immer ne genaue Zahl kriss.

Also gab das damals nur eine Möglichkeit: Alle Fritzen, die da inne Wüste rumwohnten, mußten auf ein Platz kommen, daß der Russe da so ungefähr nen Bild von kriegte, un dieses Kaff hieß Bethlehem — das war also nich mal so groß wie Plattengülle. Nu mußtu dir den ganzen Auftrieb vorstellen wie Duderstadt an 9. November. Wahnsinn, wa? Ja, un mittenmang zwischen die ganzen Figuren zockelte ein armes Schwein, das hieß Josef, un hinter sich her zog er son klapprigen Esel, wo auf den Gepäckträger von den Viech seine Verlobte Maria rumhing. Un nu der Hammer: Seine, ähem, Verlobte hat nen dicken Bauch un nichmals von ihm, un die is schon kurz vorn Ablaichen.

Was tun, sprach Zeus, obwohl, der war gar nich zuständig für diese Gegend. Josef also nix wie mit sein Esel un die Tussi zu son Nebenerwerbslandwirt auffe Diele, weißtu, der hatte im wesentlichen bloß nen Ochsen un nen Esel. nich mal nen Trecker un so. Un kaum is er da, geht dat Krakeelen auch schon los, un das Balg is da. Er packt den Lütten un legt ihn inne Futterreuse von den Betrieb, un alles is in Ordnung. Ich mein, was ich bloß sagen wollte, dafür, daß das Blag nich mal von ihn is, hat sich dieser Josef meines Erachtens hochanständig verhalten. Hätt ihm ja alles scheißegal sein können. So, un in Andenken an diesen assreinen Kumpel damals feiern wir jedes Jahr Weihnachten.

Ich mein, find ich in Ordnung.

Munter bleiben!


Autor: Dietmar Wischmeyer / FRÜHSTYXRADIO