Ladenschluß
Gestern hat mich der Konsumterror gepackt. Ich also rauf auf mein Lanz gesetzt und nach Oldenburg gebrakt. Weißtu, ich denk, ich lüge, war das Kaufhaus doch glatt zu! Ich überlegt, was is heute, Tag der Deutschen Einheit schon oder ein Nachtrag zu Fronleichnam - nix. Das Personal von den Kaufhaus hat gestreikt. Die hamse wohl nich mehr alle. Ich mein, die Fritzen aussn Krankenhaus für ne Stunde die Herzlungenmaschinen abstellen, so quasi als deutlichen Warnstreik, das geht in Ordnung - abers diese Gewerkschaftsnasen können doch nich einfach den Konsumstrom abklemmen, das Herz einer Großstadt fürn ganzen Tag lahmlegen! Abers da kennen die Roten nix, da gehen die über Leichen für Ihrn Kommunismus.
Hunderte standen da gestern vorn Kaufhaus un konnten nich rein - da wars schon wie bei die Kommunisten. Nu hab ich abers auch gefragt, wofür den ganzen Schiet? Sagt einen von die Posten: Es soll in´n Tarifvertrag, daß wir nur bis halb sieben arbeiten in´n Kaufhaus. Der Abend gehört der Familie.
Son Quatsch, Familie! Kriegen sich doch nur anne Köppe an´n Feierabend oders vermöbeln die Blagen. Is doch klar, wenn du den ganzen Tag in son blöden Kaufhaus gestanden hättest, was würdest du machen? Du bist dann doch tierisch gereizt. Un deshalb solln die doch froh sein, wenn se einmal inne Woche erst so spät nach Hause kommen und Frau und Kinners oder der Mann schon in Sicherheit sind. Un in ein paar Monaten kannste dat anne Statistik ablesen: an´n Dienstleisungsabend weniger Totschlag, weniger Prügel, weniger Selbstmord. Dafür wird natürlcih an´n langen Samstag wieder mehr vermöbelt, wenn Mama schon um vier ausn Kaufhaus zurück is un noch frisch genug is, um den Alten die Pulle ausse Hand zu reißen. Das is natürlich nen Nachteil.
Also konsumieren an langen Samstag, solange es Ihn noch gibt! Oh, verflucht, ich muß melken, ja, freitags machen die Kühe immer schon um drei Uhr Feierabend - die Rotbunten jenfalls.
Autor: Dietmar Wischmeyer / FRÜHSTYXRADIO