Traumschiff
Mit son Schiff durche Weltgeschichte krajohlen, das is auch nich nur nen Spaß, nich. Ich meine, kann ja mal sein, daß da nen Eisberg in'n Weg steht, kann auch mal sein, daß die Besatzung sternhagelblau unter Deck rumliegt und der Koch an der Ruderpinne steht. Muß nich, aber kann sein. So, hat sich dann was mit giftgrünen Alkohol mitn Strohhalm trinken un sich wie in'n ZDF vorkommen. Rumms, liegste da in'n Nordmeer un machst große Augen.
Abers is heute ja nich mehr gefährlich, is ja nich so wie bei Öltankers - dies Drecksöl, das läuft ja sofort aus un verpestet die ganze Küste, wie damals in Alaska -, sone Touristen, die laufen ja nich aus, die sind froh, dasse noch festen Grund unter die Füße harn. Deshalb kommt dat ja auch nich zu eine Umweltkatastrophe, wenn son Kreuzfahrer leckschlägt. Jau, dachte ich, harn die Jungs doch gratis noch nen assreinen Survival-Urlaub abgesaugt, müssen sich jetz bestimmt mit Hundeschlitten un gefrorenen Füßen durch dat Packeis schlagen un könn dann vor ihm Verwandten so richtig den dicken Max machen.
Abers von wegen, die wurden eiskalt rausgeflogen, ja, alle gerettet - nich ein' Nase bei rot geworn, nich ein Zeh im ewigen Eis steckengeblieben. Sone Sauerei, dacht ich, als Tourist wirst du immers übern Tisch gezogen, da krisst du nix geschenkt. Passiert mal was Außergewöhnliches, zack, brechen die Veranstalter den Urlaub ab - un weißtu, warum? Is doch klar: Survival is doch nen Markenartikel geworden, das können die doch nich einfach umsonst unter die Leute schleudern. Also, Rettung mitn Flugzeug, das gibs umsonst, wer abers meint, er müsse sich noch den Zinken abfrieren, der muß das extra buchen, weil da der Erlebniswert ja viel höher is.
Dat einzige Urlaubsabenteuer, was noch ganz umsonst gibt, is der Stau auffe Autobahn, abers dauert sicher nich mehr lange, dann mußtu da auch Standgebührn löhnen. So, ich mach jetzt erssma ne halbe Stunde Survival auf mein Trecker. Munter bleiben.
Autor: Dietmar Wischmeyer / FRÜHSTYXRADIO